…und er geht weiter zu einem tibetischen Fluechtlingscamp und zu den Tempeln von Halebid und Belur

(16. - 20. Jaenner 2010)

Nach 4 Tagen gemuetlichem Aufenthalt in Mysore gings weiter – wir hatten den Tipp bekommen, dass es in der Naehe ein Fluechtlingscamp der Tibetischen Fluechtlinge geben sollte. Das wollten wir besuchen.
Die Reise stellte sich wie immer viel einfacher dar als erwartet. Wir hatten gehoert, dass andere Reisende oft Zuege wochenweise voraus buchen mussten und damit in ihrer Reiseflexibilitaet sehr eingeschraenkt waren. Wir nahmen einfach etwas weniger Komfort in Kauf und gingen zum Busbahnhof – nach nie laenger als 5 Minuten Wartezeit sassen wir bereits im Bus Richtung unserem Ziel. Das Ziel war Kushalnagar, eine kleine Stadt in der Naehe des Camps. Dort setzten wir uns in eine Motorikscha und liessen uns mit Sack und Pack ins Camp Bylakuppe bringen. Das Camp ist super – Tibet und auch wieder nicht Tibet. Tibet, weil man vielen tibetischen Moenchen begegnet, weil man ueberall Stupas, Gebetsfahnen und Kloester sieht, nicht Tibet, weil die wunderschoenen Berge und das Hochland fehlt – Bylakuppe ist mitten in der Ebene, auf ca 300m Meereshoehe.

diese tibetische Siedlung liegt nicht im Gebirge, hier ist alles flach

diese tibetische Siedlung liegt nicht im Gebirge, hier ist alles flach

Wir liessen uns am bekanntesten Tempel, dem sogenannten Goldenen Tempel, welcher im Moment als das Namdrolingkloster fungiert, absetzten – wir wussten, dass es dort in der Naehe eine Pilgerunterkunft gibt. Wir wussten auch, dass es eigentlich eine spezielle Erlaubnis braucht, im Camp zu uebernachten, die wir nicht hatten – wir versuchten einfach, ob wir die Moenche in der Pilgerunterkunft nicht ueberreden koennten, uns eine Nacht dazubehalten. Das klappte dann auch problemlos und wir konnten uns auf machen, ein letztes Mal Tibetluft zu schnuppern. Das was sich uns praestentierte war ein Beweis des unbeugsamen Ueberlebenswillens der tibetischen Kultur – man hatte sich an das voellig andere Klima und das Leben tausende Kilometer von Tibet entfernt eingestellt, Kloester gebaut (die uebrigens zu sehr grossen Teilen von chinesischen Privatleuten – wahrscheinlich um ihre Solidaritaet zu zeigen – finanziert wurden), welche den wichtigsten Kloestern in Tibet entsprechen bzw diese im Moment ersetzten und die tibetische Lebensweise an die neue Umgebung (Acker usw.) angepasst. Viele der Moenche und Aebte, die aus Tibet gefluechtet waren, haben beim Aufbau der Exilkloester mitgewirkt und versucht, grosse Teile des Wissens bei ihrer Flucht mitzunehmen, das nun an 1000de Novizen und Moenche weitergegeben wird.

Golden Temple - der Tempel gleicht denen in Tibet, ringsherum sieht man jedoch Palmen anstatt schneebedeckte 7000er

Golden Temple - der Tempel gleicht denen in Tibet, ringsherum sieht man jedoch Palmen anstatt schneebedeckte 7000er

ein Protektor - das erinnert wirklich total an die tibetischen Klostermalereien

ein Protektor - das erinnert wirklich total an die tibetischen Klostermalereien

auch diese Darstellung haben wir bereits in Tibet gesehen

auch diese Darstellung haben wir bereits in Tibet gesehen

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Novizen beim Rezitieren von Mantras - wir fuehlen uns sehr nach Tibet zurueck versetzt

Novizen beim Rezitieren von Mantras - wir fuehlen uns sehr nach Tibet zurueck versetzt

das haben wir in Tibet jedoch nicht gesehen, das Bildnis des Dalai Lama ist dort ja strengstens verboten

das haben wir in Tibet jedoch nicht gesehen, das Bildnis des Dalai Lama ist dort ja strengstens verboten

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Was einem auch sofort auffaellt ist die bewundernswerte Anpassungsfaehigkeit der Tibeter – die alten Moenche, die noch vor 40 Jahren in den Bergen Tibets in abgelegenen Kloestern lebten, lassen sich jetzt mit dem Motorrad umherkutschieren, haben Handies und unterhalten nicht selten – natuerlich mit Hilfe juengerer Moenche – websides im Internet, um die verstreuten Tibeter miteinander zu verbinden.

sieht doch ganz lustig aus, Moenche die Motorradfahren, oder?

sieht doch ganz lustig aus, Moenche die Motorradfahren, oder?

Was man natuerlich auch merkt, ist, dass die 40 Jahre Exil auch etwas an Kultur gekostet haben – die jungen Tibeter, die in Bylakuppe geboren wurden tragen indische Kleider, sind auf dem neuesten Stand der Technik und Mode und sagten uns auch, dass sie sich eher nicht vorstellen koennten, irgendwann mal in ihre Stammheimat Tibet zurueckzukehren. Wir streiften durch die Kloester und die Siedlungen und besonders in der Naehe der Kloester wurde es uns warm ums Herz als wir die Klosternovizen von allen Altersstufen in ihren roten Roben ganz vertieft im Kricketspiel (einem zutiefst englisch/indischem Vergnuegen) sahen.

das Freizeitprogramm der Novizen - Kricket

das Freizeitprogramm der Novizen - Kricket

Viele tibetische Familien, die noch in Tibet leben, schicken ihre Kinder nach Indien, Bylakuppe oder Dharmsala, um ihnen eine tibetische Ausbildung zu garantieren. Das bedeutet natuerlich ein grosses Opfer, da die Kinder als Fluechtlinge ja nur mehr sehr schwer nach Tibet zurueckkehren koennen, um ihre Eltern wiederzusehen.
Was es in Bylakuppe als Klein-Tibet natuerlich auch gibt, ist super tibetisches Essen. Wir genossen die super Momo-Variationen (groessere Teigtaschen, gefuellt mit allem moeglichen) und deckten uns ein letztes Mal mit der wunderbaren tibetischen Tsampa ein.

dieser junge Novize ist im Sera Je Monastery auf dem Weg zum Mittagessen

dieser junge Novize ist im Sera Je Monastery auf dem Weg zum Mittagessen

Fuer uns war die Zeit in Bylakuppe eine kleine Reise zureuck nach Tibet – es gab praktisch von jedem grossen Kloster, das wir in Tibet besichtigt hatten (die Kloester sind in Tibet durch die chinesische Unterdrueckung ja nur mehr teilweise in Betrieb) das wirkliche Gegenstueck in Bylakuppe, wo der wirkliche Klosterbetrieb abgehalten wird. So besichtigten wir Sera, Sakya und Namdroling – fuer die tibetischen Gegenstuecke siehe unsere Tibetberichte.

der Goldene Temple, das Zentrum des Namdroling Klosters im indischen Exil

der Goldene Temple, das Zentrum des Namdroling Klosters im indischen Exil

Buddhastatuen im Inneren des Klosters

Buddhastatuen im Inneren des Klosters

das Sera Kloster

das Sera Kloster

im Inneren die Versammlungshalle mit den Meditationskissen am Boden

im Inneren die Versammlungshalle mit den Meditationskissen am Boden

und auch hier gibt es gewaltig schoen gestaltete Butterlampen

und auch hier gibt es gewaltig schoen gestaltete Butterlampen

und vor dem Kloster eine Saeule mit tibetischen Schriftzeichen - wunderschoen

und vor dem Kloster eine Saeule mit tibetischen Schriftzeichen - wunderschoen

zu guter letzt besuchten wir noch das Sakya Monastery

zu guter letzt besuchten wir noch das Sakya Monastery

Wir versuchten noch eine weitere Nacht in Bylakuppe zu bleiben, was wir aber nicht schafften – ohne Sondergenehmigung war das nicht moeglich, sodass wir nach einem weiteren Tag in Bylakuppe nach Kushalnagar (einer Stadt in der Naehe) fuhren und uns dort fuer die Nacht einquartierten – am naechsten Tag sollte es weitergehen nach Hassan. Dort wollten wir einen Kulturschwenk durchfuehren und uns 2 wunderschoene Hindutempel anschauen – Halebid und Belur.

netter Strassenschmuck im kleinen Ort Kushalnagar, viel war hier abends nicht los :-)

netter Strassenschmuck im kleinen Ort Kushalnagar, viel war hier abends nicht los :-)

Die Weiterreise war wiedermal problemlos – nach kurzer Wartezeit stiegen wir in den Bus und waren 5 Stunden spaeter in Hassan.

Am naechsten Tag gings dann zuerst nach Halebid. Der Tempel ist relativ abgelegen und wird von wenigen Touristen besucht. Die Konstruktion selbst ist auch wenig spektakulaer – das Besondere verbirgt sich im Detail. Der Tempel ist ueber und ueber bedeckt von wunderschoenen und feinsten Steinschnitzereien mit einer Feinheit, Grazie und Detailliertheit, wie wir es noch nie gesehen haben. Man glaubt richtig, dass die dargestellten Taenzerinnen, Musikanten und Tiere (Elefanten, Affen) jeden Moment aus der Wand tanzen und sich im Rythmus der Musikklaenge bewegen. Der Tempel wurde nie vollendet und war auch nie in Funktion, stellt aber das schoenste Beispiel der Steinmetzkust der Hoysala-Kultur (11.Jh) dar.

vor der Tempelbesichtigung gab es noch schnell einen kleinen Snack - frische Kokosnuss

vor der Tempelbesichtigung gab es noch schnell einen kleinen Snack - frische Kokosnuss

so liegt Halebid, inmitten einer schoenen Parkanlage mit kleinem See

so liegt Halebid, inmitten einer schoenen Parkanlage mit kleinem See

...je naeher man zum Tempel kommt, desto mehr kleine Details werden sichtbar...

...je naeher man zum Tempel kommt, desto mehr kleine Details werden sichtbar...

...und wir gehen noch naeher ran....

...und wir gehen noch naeher ran....

...bis man wirklich in jedes einzelne Gesicht blicken kann...

...bis man wirklich in jedes einzelne Gesicht blicken kann...

..man sieht auch sehr viele Tierdarstellungen, wie hier die Elefanten...

..man sieht auch sehr viele Tierdarstellungen, wie hier die Elefanten...

...total nett dargestellte Musikanten...

...total nett dargestellte Musikanten...

...und durch genaues Schauen haben wir auch wieder eine Ganeshdarstellung auf dem Tempel entdeckt

...und durch genaues Schauen haben wir auch wieder eine Ganeshdarstellung auf dem Tempel entdeckt


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Nach einem guten Thali am Busbahnhof stiegen wir in den Bus, der uns nach Belur, ca 1,5 Stunden Busfahrt entfernt, brachte.
Belur ist etwas weniger spektakulaer (auf die Steinmetzarbeit bezogen) als Halebid, der Tempel wurde aber geweiht und ist seit dem 15. Jahrhundert bis heute durchgehend in Verwendung. Es handelt sich also um ein “lebendes” Hinduheiligtum - das macht den Tempel ganz besonders. Die Steinmetzarbeiten besonders am Dachfirst sind auch wunderschoen und echt einzigartig.

der Eingang des Tempelkomplexes von Belur - weisst wieder die typische Form auf

der Eingang des Tempelkomplexes von Belur - weisst wieder die typische Form auf

...ganz klar handelt es sich hier um ein -lebendes- Hinduheiligtum - welch ein Farbkontrast :-)

...ganz klar handelt es sich hier um ein -lebendes- Hinduheiligtum - welch ein Farbkontrast :-)

...und mal wieder ein Foto von uns beiden...uns gefaellts in diesen wunderschoenen Bauwerken

...und mal wieder ein Foto von uns beiden...uns gefaellts in diesen wunderschoenen Bauwerken

...auch in Belur findet man sehr schoen verzierte Steinschnitzereien...

...auch in Belur findet man sehr schoen verzierte Steinschnitzereien...

...und diese Saeule mit Blumenverzierung, die besonders Dani sehr gefallen hat :-)

...und diese Saeule mit Blumenverzierung, die besonders Dani sehr gefallen hat :-)

...am Weg vom Tempel zum Bus begegneten wir diesem Eisverkaeufer mit seinen netten bunten Eistueten

...am Weg vom Tempel zum Bus begegneten wir diesem Eisverkaeufer mit seinen netten bunten Eistueten

Nach diesen 2 echt wunderbaren und beeindruckenden Bauwerken waren wir an Eindruecken voll und stiegen in den Bus, der uns zurueck nach Hassan brachte.

Durch die vielen Eindruecke wird man doch nach so langer Reisezeit etwas abgestumpft bzw. man ist nicht mehr so aufnahmefaehig. Wir merkten das daran, dass wir immer mehr Beduerfnis nach ruhigen Stationen mit gemuetlichem Faulenzen hatten - Urlaub vom Urlaub sozusagen :-). Nun Stand Strand am Programm - ein sozusagen geheimes weil nicht so bekanntes Hippieparadies an der Westkueste namens Gokarna. Am naechsten Tag reisten wir quer durch Karnataka, um nach ca 12 Stunden und mit 3 Buswechseln todmuede und durchgeschuettelt in Gokarna anzukommen.

mit Sack und Pack auf dem Weg nach Gokarna - leider hatten wir nicht in jedem Bus so viel Platz, dass wir gemuetlich schlafen konnten; ausserdem hat es einen in der letzten Reihe bei jeder Bodenerhebung ca 30 cm oder mehr vom Sitz aufgehoben

mit Sack und Pack auf dem Weg nach Gokarna - leider hatten wir nicht in jedem Bus so viel Platz, dass wir gemuetlich schlafen konnten; ausserdem hat es einen in der letzten Reihe bei jeder Bodenerhebung ca 30 cm oder mehr vom Sitz aufgehoben

22 Antworten zu “…und er geht weiter zu einem tibetischen Fluechtlingscamp und zu den Tempeln von Halebid und Belur”

  1. CHRIS sagt:

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