Auf der 8 stuendigen Fahrt auf die kleine Andaman Insel (little Andaman Island) lernten wir, dass wir doch nicht so seefest waren wie wir es gedacht hatten :-). Auf der Fahrt lernten wir nebenbei auch Maya aus Japan kennen, die die darauffolgenden 14 Tage auf der kleinen Andaman Insel mit uns verbringen sollte.
Bei der Ankunft auf der Insel merkten wir sogleich – hier tickt die Zeit anders. Niemand erwartete uns (einzigen) Touristen mit Hotelangeboten oder wollte uns unbedingt mit der Rikscha mitnehmen. Niemand bearbeitete uns, doch in sein Resort zu kommen. Die Leute betrachteten uns neugierig, beachteten uns aber nicht mehr. Nachdem wir einen Jeepfahrer ueberredet hatten, uns mit in den Hafenort zu nehmen, suchten wir dort eine Unterkunft. Es gab ein Restaurant und 3 Hotels – in eines davon quartierten wir uns ein. Was uns auch sofort auffiel, waren die neugebauten Haeuser und der grosse Respektabstand zum Meer – der Tsunami 2004 hatte die komplette Insel verwuestet.
Wir wussten, dass der schoenste Strand der Insel namens Buttler Bay etwas noerdlich lag und namen gleich den einzigen Bus der Insel, um dorthin zu fahren und noch kurz schwimmen zu gehen. Gleichzeitig wollten wir erkunden, ob es dort moeglich waere, laenger mit dem Zelt zu bleiben. Wir erreichten die Bucht, in der es frueher ein Resort gegeben hatte. Dieses wurde leider vom Tsunami komplett zerstoert und nicht mehr aufgebaut, sodass es dort keine Infrastruktur mehr gibt (Wasser usw). Wir fanden aber ein schoenes Plaetzchen fuers Zelt und da uns schien, dass das Wasserproblem, da Maya sowieso die ganze Zeit im Hotel bleiben wollte, durch oeftere Fahrten ins Dorf und Wassernachfuellen im Hotel loesbar war, beschlossen wir am Tag darauf mit Sack und Pack wiederzukommen.
Nach dem Abendessen im einzigen Restaurant hoerten wir Musik und gingen ihr nach – durch das Dorf ging ein Weihnachtsumzug - komplett mit laternenschwingenden Menschen und einer lebenden Krippe auf einem Wagen. Durch die Missionierung durch franzoesische Missionare war eine relativ grosse Christengemeinde entstanden.
Die Insulaner am Umzug waren sehr freundlich und da nur gezaehlte 7 Touristen auf der Insel waren, auch sehr neugierig. Sofort waren wir umringt von laternenschwingenden Menschen, die sich aber mehr fuer uns, als fuer den Umzug zu interessieren schienen. Uns wurden auch gleich ein paar Tipps fuer Veranstaltungen um Weihnachten gegeben – einige mit dem Hinweis, dass wir dort als Gaeste gratis verpflegt wuerden :-). Nach den Eindruecken des Tages fielen wir dann todmuede ins Bett.
Am naechsten Morgen deckten wir uns noch mit Wasser und einigen Lebensmitteln ein (das meiste hatten wir in Port Blair, auf der Hauptinsel schon besorgt) und setzten uns mit Sack und Pack und Maya in den Bus, der uns dann zu unserem „Campingplatz“ fuer die naechsten 2 Wochen, der Buttlerbucht brachte. Den Mitreisenden im Bus fielen foermlich die Augen aus dem Kopf, als sie sahen, was wir alles auf den Strand schleppten :-). Wir suchten uns ein Plaetzchen, nachdem wir die schweren Rucksaecke ueber den Strand geschleppt hatten und machtens es uns gemuetlich. Maya nahm schliesslich den letzten Bus wieder zum Ort und wir erwarteten mit doch etwas mulmigem Gefuehl unsere erste Nacht. Die Insel war schliesslich tropisch und es gab alles, von Schlangen bis Spinnen und in den nahen Fluessen sogar eine Menge Krokodile. Aber wie erwartet (oder erhofft :-)) war alles perfekt, wir wurden in der Fruehe vom Meerrauschen und der Sonne geweckt, die die Temperatur im Zelt rapide ansteigen liess.
Da der folgende Tag der 24. Dezember (Weihnachten) war, genossen wir den Strand nur kurz und fuhren bald in den Ort, um fuer das Weihnachtsessen benoetigte, frische Sachen (Eier usw) zu kaufen. Natuerlich versuchten wir auch, unsere Familien zu erreichen, was bei dem einzigen oeffentlichen Telefon (das mit umgerechnet 1 Cent Muenzen funktionierte) echt ein Abenteuer war :-). Einer telefonierte und der andere musste schnell Muenzen in den Apparat schieben, da das Ferngespraech natuerlich einiges kostete und man mit einer Muenze ungefahr 5 Sekunden telefonierte :-).
Schliesslich fuhren wir zurueck in unser Paradies, schmueckten den „Christbaum“, eine Art Palme hinter dem Zelt mit Weihnachtsschmuck „Made in China“ und machten uns ans Kochen des Weihnachtsmenus – Knoedel mit Krautsalat und geduenstetem Kraut. Das ganze wurde natuerlich auf unserem Campingkocher gekocht – doch eine kleine Herausforderung :-).
Nach unserer Weihnachtsfeier zusammen mit Maya, fuer die Dani den Christbaum mit kleinen Paeckchen behaengt hatte, kamen die anderen 4 Touristen (ein Spanier, ein Franzose und 2 Ungarn), die auf der Insel waren vorbei. Sie hatten sich 2 Huehner und alle moeglichen Lebensmittel gekauft und wollten am Strand essen und feiern. Sie machten ein Feuer vor unserem Zelt am Strand und so verbrachten wir gemeinsam in kleiner gemuetlicher Runde den Weihnachtsabend am Strand am Feuer. Auch hatten sie Laptop und portable Boxen mit, so wurde aus unserer leisen Weihnachtsmusik (Danke Bruderherz :-)) aus unserer kleinen Festplatte eine gute und hoerbare Hintergrundmusik.
Gegen Mitternacht packten 2 der Gruppe als Ueberraschung Weihnachtsmaennerkostueme aus, die sie dann anzogen und mit denen sie ueber den Strand tollten. Eine etwas andere aber echt lustige Weihnachtsfeier. Im Laufe der Feier hatte sich ein Hund zu uns gesellt, der sehr zutraulich, ab da fast immer bei uns war und auch bei uns schlief. Maya hatte ihn dann auch gleich in Anlehnung an unser Weihnachtsmenu “Knoedel” getauft :-). Seine grosse Zuneigung hatte sicher auch damit zu tun, dass er gleich am ersten Abend die ganzen Reste der Huehner bekam – naja, es war ja Weihnachten :-).
Am Morgen danach waren wir erwartungsgemaess alle ziemlich muede, die Ungarn und der Franzose hatten in Haengematten im Wald hinter dem Strand, der Spanier am Strand geschlafen. Nach dieser Nacht merkten wir auch, was der Wermutstropfen war, der das Paradies etwas truebte – es gab unendlich viele Sandfliegen. Diese Vieher sind viel kleiner als Muecken, aber stechen auch und die Stiche sind am Anfang harmlos, so dass wir sie gar nicht merkten. Erst nach 1-2 Tagen beginnen die Stiche extrem zu jucken, sodass wir bald nicht mehr wussten, was wir machen sollten. Besonders Dani hatte es schlimm erwischt.
Naja egal, nun ging es nach einem recht faulen Tag zurueck zum Dorf, am Abend sollte in einem missionierten Eingeborenendorf der Nikobaren (Eingeborene von den nahen Nikobar Inseln) eine grosse Weihnachtsfeier sein, die wollten wir besuchen. Wir machten uns im Hauptort angekommen, auf in das ca 5km entfernte Dorf. Nach einiger Zeit kamen wir dort an und wurden gleich extrem freundlich empfangen. Man erklaerte und zeigte uns alles und bewirtete uns. Die Nikobaren erzaehlten uns auch, dass am naechsten Tag (26. Dezember) die Gedenkfeier fuer die vielen Toten des 2004 Tsunamis sein sollte – das Dorf, das frueher am Ufer stand wurde komplett vernichtet.
Nach der Feier fuhren wir mit den anderen Touristen, die mit dem Motorrad gekommen waren, wieder zurueck zum Hauptort und assen zum Abschied zusammen zu Abend, da es fuer sie morgen wieder zurueck nach Port Blair ging. Sie brachten uns anschliessend mit den Motorraedern noch zu unserem 15 km entfernten Zeltplatz. Nachdem die anderen 4 Touristen am naechsten Tag die Insel verliesen, waren wir mit Maya fuer ca 2 Tage die einzigen Touristen auf der Insel. Die naechsten Tage verbrachten wir hauptsaechlich am Strand und genossen die wunderschoene Bucht mit dem super Korallenriff, wo es von vielen verschiedenen Korallen bis vielen Fischarten bis Mantas (Rochen) alles gab. Maya kam uns fast jeden Tag besuchen und wir fuhren ca jeden 3ten Tag ins Dorf um unseren Wasservorrat bei Maya aufzufuellen.
Als es Richtung Jahresende ging, wurde der Strand etwas belebter. Wir bekamen Nachbarn (2 Englaender und einen Spanier) und in der Bucht ankerte ein Segelboot.
Maya lernte an einem Abend ein einheimisches Maedchen kennen, die uns dann auch prompt zum Essen in deren Haus einlud. Das Essen bei der Familie des Maedchens war wohl eine der herzlichsten und liebsten Einladungen, die wir je auf der Reise hatten. Alle 6 (!!!) Einwohner des Einzimmerhauses, das natuerlich nach dem Tsunami komplett neu aufgebaut werden musste, waren da und wollten ALLES von uns wissen. Ueber Europa, unsere Reiseplaene und wie uns die Insel gefalle. Sie erzaehlten uns auch vom Tsunami, den sie ueberlebten, aber wo sie bis auf ein paar Fotos alles verloren, was sie besassen. Die Mutter kochte inzwischen das Essen und half uns beim Haendewaschen bevor es dann losging. Wie in indischen Familien (sie waren hindus) ueblich, assen wir Gaeste alleine und alle schauten uns zu. Da wir beim Essen mit den Haenden doch nicht sooo geuebt waren, war es etwas peinlich, wenn uns was auf den Boden fiel :-), aber halb so schlimm, die Hauskatze hatte eine Freude und die Familie tat, als merkte sie es nicht. Als wir die Gerichte probierten, merkten wir, dass das Essen nach indischer Sitte extrem scharf gewuerzt war – Maya und Alex hatten nicht so grosse Probleme damit, aber Dani rannen bald die Traenen ueber die Wangen. Die Familie war ganz besorgt und brachte sofort selbstgemachtes Joghurt, um die Schaerfe in unseren Muendern etwas zu mildern. Darueber, dass fuer uns das Essen sehr scharf war, konnten sie nur herzlich lachen – die Mutter hatte das Essen extra fuer uns Auslaender milde gewuerzt :-).
Nach einigen Fotos und Erzaehlungen der Familie verabschiedeten wir uns mit dem Versprechen, die Fotos der Familie zu schicken. Wir verabredeten uns auch fuer die naechste Pooja (Andacht) im Hindutempel, wo Maya die Tochter kennengelernt hatte. Da wollten wir uns nochmals treffen und gemeinsam die Andacht besuchen. Die Pooja sollte am 1. Jaenner stattfinden.
Am 31. Dezember schliesslich beschlossen wir fuers Silvestermenu auch ein Huhn zu braten und fuer Maya kauften wir am lokalen Fischmarkt einen Fisch frisch aus dem Meer.
Da das offizielle, staatliche und einzige Geschaeft das Alkohol verkaufen durfte, am 31. Dezember in weisser Vorraussicht geschlossen war, besorgten wir uns eine Flasche Rum bei einem Gasthaus. Vollbepackt mit diesen Sachen ging es dann schliesslich wieder zurueck zu unserem Strand um das Fest vorzubereiten.
Unser Fest startete damit, dass wir begannen, unser Festmenu mit unserer einzigen Kochflamme vorzubereiten. Da wir ja sowohl den Fisch wie Reis und ein Teil des Huenchens als Kokosgeschnetzeltes fuer Dani kochen mussten, musste der zeitliche Ablauf gut durchdacht sein :-). Als wir dann noch Besuch von einer Truppe andamanischer Jugendlichen bekamen, die aufgekratzt wegen dem bevorstehenden Neujahrsfest unseren Zeltplatz unsicher machten, war das Chaos perfekt. Dabei behielt Maya gut die Oberhand und hielt uns die Lausbuben vom Leib - Dani und Alex kochten.
Der Fisch wurde perfekt, das superfrische Hiandl war echt super mit der Kokosmilch. Nachdem wir unser Silvestermenue verzehrt hatten, zuendeten wir den Holzhaufen, den wir vor unserem Zeltplatz am Strand gemacht hatten an und machten es uns um das Feuer gemuetlich.
In der Naehe, am Ende der Buttler Bucht hatten eine Gruppe Insulaner eine Buehne aufgebaut und feierten dort. Immer wieder spazierten Gruppen bei uns vorbei und setzten sich zu uns ans Feuer. Auch die anderen Touristen auf der Insel (unsere Nachbarn und die Bootsbesatzung) kamen immer wieder vorbei.
Gegen 22 Uhr beschlossen wir, den Rest des Haenchens am Feuer zu braten. Das halbe Haenchen wurde eingeoelt, gewuerzt und ueber dem Feuer langsam gebraten – eines der besten Haenchen die wir je hatten.
Um Mitternacht schliesslich sprangen wir ins 25 Grad warme Wasser und genossen bei wunderschoenem Vollmond das Feuerwerk, das von der anderen Seite der Bucht von den Insulanern gemacht wurde. Es war fuer uns alle ein echt ergreifender Moment, den man wahrscheinlich das ganze Leben nicht vergisst.
Die weitere Nacht verbrachtn wir bis zum Morgengrauen gemuetlich am Feuer und feierten das neue Jahr.
Der erste Jaenner war naturgemaess etwas verschlafen, aber wir liessen es uns nicht nehmen, wie versprochen an der Pooja mit der Andamanischen Familie teilzunehmen.
Es erwartete uns die Tochter, die Eltern hatten leider keine Zeit. Die Pooja war etwas ziemlich Neues fuer uns - und offensichtlich hatten Pooja Teilnehmer und der Guru des Tempels nicht oft bzw noch nie auslaendische BEsucher. Wir wurden mit einer Freundlichkeit umsorgt als ob wir Staatsgaeste waeren. Zuerst fanden die Segnungsrituale statt, wo vor den verschiedenen Schreinen Opfer dargebracht wurden und man sich dann aus der uebriggebliebenen Asche einen Punkt auf die Stirn machte. Das wiederholte sich einige MAle, es wurde gesungen und gebetet. Schliesslich setzte sich die ganze Gemeinde auf den Boden und bekam ein Bananenblatt mit einerm wunderbaren Gericht aus Kichererbsen und einer Portion suessem Reis. Diese Ausspeisung gehoert zum Ritual und ist natuerlich gratis. Jeder hinterlaesst aber eine entsprechende Spende, was wir natuerlich auch machten. Beim Essen kam der Guru zu uns, erkundigte sich nach uns bei der Tochter, die fuer uns dolmetschte und gab uns mehrere Empfehlungen fuer Feste in der naechsten Zeit, zu denen er uns herzlich einlud. Leider konnten wir nicht mehr so lange auf der Insel bleiben. Wir nutzten unseren Aufenthalt im Hauptort gleich dazu, unser Faehrenticket fuer die Rueckreise zu buchen - nach dem indischem System wiedermal ein Abenteuer :-).
Wir genossen anschliessend noch 2 Tage in unserem Paradies in der Buttlerbucht mit Faulenzen.
Schliesslich packten wir schweren Herzens unsere Sachen und, nachdem wir noch ein letztes Mal ein gutes Essen fuer Maya und uns gekocht hatten, verabschiedeten wir uns von unserem Traumplatz und natuerlich auch von Knoedel, “unserem” Wachhund, den wir liebgewonnen hatten.
Nach einer weiteren Nacht im Hauptort der Insel, brachte uns die Faehre in einer diesmal ganz ruhigen Ueberfahrt zurueck zum Hauptort der Inseln, Port Blair.
Da wir inzwischen ja beschlossen hatten, die Reise zu verlaengern, hatten wir geplant noch ca 1 Monat in Indien zu bleiben. Zwei Tage nach Ankunft in Port Blair stiegen wir ziemlich ungern in ein Flugzeug, das uns nach Chennai (das alte Madras) und von dort weiter nach Bangalore brachte.
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good!…