Tashi delay!
Nach unserem Ausflug an die Grenze von Tibet und unserer umwerfend wunderschoenen Zeit in der Meili Gebirgskette beschlossen wir unsere Reiseplaene umzuschmeissen und statt zurueck in den Sueden nach Laos, nach Tibet und dann weiter nach Nepal zu reisen. Es ist schoen wenn man an keine fixen Plaene gebunden ist :-).
Da wir wussten dass das Reisen in Tibet problematisch ist und man wenig erlaubten Kontakt zu den Einheimischen hat, versuchten wir eine Moeglichkeit zu finden, in das Leben der Tibeter etwas naeher einzutauchen. Da sich Shangri La ja auch im Gebiet des alten Tibets befindet und von einem - fruher sehr kriegerischen - tibetischen Stamm, den Khampas bewohnt war, und zudem hier nicht so starke Ueberwachung stattfand wie im Kernland Tibets, gab es die Moeglichekeit eine gewisse Zeit bei einer tibetischen Familie zu verbringen. Wir fanden dann auch ein Angebot eines Guesthauses, allerdings fuehlte sich Dani nicht gut, sodass Alex beschloss alleine hinzufahren.
Schliesslich gings in der Fruehe los, Jennifer aus den USA war mit Alex von der Partie.
Die Leute vom Guesthaus brachten uns schliesslich zur tibetischen Familie, die in einem Dorf nicht weit von Shangri La lebte und fuhren zurueck – die naechsten 24h sollten wir dort verbringen. Gluecklicherweise sprach Jennifer leidlich chinesisch, sodass eine Kommunikation mit der Familie moeglich war, was einen sehr viel tieferen Einblick in deren Leben ermoeglichte.
Die Familie lebte in einem 2 stoeckigen Bauernhaus, wobei das ganze Erdgeschoss aus dem Stall bestand und im ersten Stock, den man durch eine Leiter erreichte, die Wohnraume der Familie waren. Das Zentrum des Hauses war ein riesiges Wohnzimmer, in dessen Mitte auch den ganzen Tag ueber ein grosses Feuer brannte.
Natuerlich gab es keinen Kamin, der Rauch des Feuers suchte sich seinen Weg durch die vielen Ritzen im schindelbedeckten Dach. Auf der Feuerstelle befand sich auch eine interessante Konstruktion aus mehreren Kesseln, in der das Wasser fuer den taeglichen Gebrauch (Waschen, putzen, abspuehlen) erwaermt wurde. Im Haus gab es naehmlich kein fliessendes Wasser – dieses musste erst vom Dorfbrunnen geholt werden, was immer die Grossmutter machte. Als ich ihr beim Tragen des schweren Blechkanisters (sicher 30L dh mehr als 30 kg) helfen wollte gab sie mir zu verstehen, dass das ihre Aufgabe sei und das schon schaffen wuerde :-).
Im Wohnzimmer, das recht dunkel war, brannte ein Gluehbirne, es gab sogar einen Fernseher. Interessanterweise war die tibetische Familie (hauptsaechlich der Grossvater) ein grosser Anhaenger Maos (der ja Tibet erobern lies), sodass neben dem buddhistischen Hausaltar ein grosses Poster Maos angebracht war – ein kompletter Wiederspruch. Der Grossvater war auch immer im typischen Maoistendress – eine blauer Arbeitsanzug mit Kappe. Die Familie bestand – zumindest im Moment – aus einem Maedchen von 7 Jahren, dessen Mutter und Vater (beide um 30 Jahre alt), der Grossmutter (65 Jahre) und dem Grossvater (75 Jahre).
Den Vater des Maedchen haben wir nie lange gesehen, da die Dorfgemeinschaft gerade gemeinsam die Hauptstrasse ausbaute und er somit mit dem hauseigenen Traktor (einem ex-sowjetischen diesel-eintakter Massenprodukt) mithelfen musste. Die altere, 13 jaehrige Tochter der Familie musste, da in ihrer Schule leider einige Faelle an Schweinegrippe aufgetaucht waren, 2 Wochen in Quarantaene verbringen.
Zuerst wurden wir nach tibetischer Sitte mit Buttertee (Butter von der hauseigenen Kuh-Yak Kreuzung), tibetischem Brot (Baba) und Tsampa begruesst. Das ist nach alter tibetischer Sitte das Zeichen einen Gast im Haus willkommen zu heissen. Dann gabs gekochte Kartoffel vom eigenen Acker – natuerlich wieder mit Buttertee.
Anschliessend machten wir uns mit der Mutter und dem Maedchen auf, sie wollte uns die Felder der Familie zeigen. Dabei erfuhren wir viel uber das Leben und die Lebensweise der Familie, die sich wohl in den letzten 10 Jahren sehr stark veraendert hat(Strom, Handy, Fernseher…). Unter anderem sagten sie uns, dass sie sich zu 80% selbst versorgten und deshalb stark von den Ertraegen der Felder abhaengig waren. Wenn die Ernte schlecht war, musste der Vater oft als Tageloehner arbeiten um das Geld fuer zusaetzliche Lebensmittel zu verdienen. Ihre einzige regelmaessige Erwerbsquelle bestand darin in den Sommermonaten Juli-August Pilze zu suchen und diese zu verkaufen – in einem besonders guten Jahr verdienten sie dabei insgesamt ca 60 Euro, wovon sie dann im Normalfall das ganze Jahr einkaufen mussten. Da verstanden wir, wie wichtig unser Besuch fuer die Familie war – wir zahlten schliesslich 20 Euro pro Kopf dafuer. Wie schon gesagt konnte Jennifer sich gut verstaendigen, wodurch eine interessante Kommunikation mit der Familie moeglich war. Am Spaziergang suchten wir Tannenzweige, die die Mutter dann am naechsten Morgen in der taeglichen Opferung verbrannte.
Am Weg sahen wir auch die 3 Yak-Kuh Kreuzungen, die der Familie gehoerten. Interessanterweise grasten sie friedlich unbeaufsichtigt an einem Hang – auf unsere Frage wie denn die „Kuehe“ gemolken werden, laechelte die Frau nur – wir sollten spaeter merken warum. Wir kamen dann schliesslich wieder zum Dorf, wobei uns ein Radfahrer mit einer Kiste am Gepaecktraeger entgegen kam. Das kleine Maedchen, das vorher beleidigt und schimpfend - wahrscheindlich ueber den langweiligen Spaziergang - neben uns hergetrottet war, bekam gleich grosse Augen und bestuermte die Mutter auf Tibetisch, die ihr schliesslich Geld gab. Nun verstanden wir was der Mann am Fahrrad war, ein Eisverkaeufer. Ab dem Zeitpunkt war das Maedchen wieder vergnuegt und schleckte mit grosser Hingabe an ihrem Eis :-).
Wieder im Haus bekamen wir Buttertee – was sonst – mit Tsampa und Baba und versuchten uns mit Grossvater und Grossmutter zu unterhalten, die nur gebrochen chinesisch sprachen. Die Hausarbeit wie putzen, kochen, Brot (Baba) backen, abspuelen wurde grossteils von der jungen Mutter verrichtet, die Grossmutter half ihr manchmal dabei, war aber offensichtlich hauptsaechlich fuer die Tiere (Schweine, Ziegen, Huehner und Kuehe) zustaendig.
Spaeter, kurz vor dem Dunkelwerden, winkte sie uns ihr zu folgen. Sie oeffnete die Tuer des Innenhofes und – wir glaubten unseren Augen kaum – brav trotteten die Yak-Kuehe, die wir vorher in einiger Entfernung am Hang gesehen hatten in den Hof. Die Tiere bleiben den ganzen Tag auf der Weide und kommen alleine kurz vor der Dunkelheit durch das ganze Dorf in den Stall zurueck – jedes Tier weiss anscheinend genau wo es hingehoert. Im Hof werden sie dann versorgt und fuer die Nacht eingesperrt. Die Mutter hatte inzwischen einen tibetischen Hotpot(deutsch: heisser Topf) vorbereitet, einen Tontopf mit einem Loch in der Mitte, in das gluehende Kohlen gefuellt werden.
In den Topf werden Nudeln, Gemuese (eine Art Mangold), irgendwelche Rueben und - in unserem Fall - gekochter Schweinespeck (vom eigenen Schwein) gegeben und laenger gekocht. Dann wird mit den Staebchen direkt daraus gegessen. Nach einigen weiteren Tassen Buttertee (der uebrigens immer noch im Butterfass zubereitet wird) und einigen interressanten Gespraechen mit der etwas englisch sprechenden jungen Tochter gings ins Bett. An diesem Tag hat Alex gezaehlte 28 Tassen Buttertee getrunken – eigendlich wenig wenn man bedenkt, dass die richtigen Tibeter pro Tag 60 Tassen und mehr trinken :-).
Am Morgen wachten wir gegen 7 Uhr auf, im Haus war das Leben schon in vollem Gange. Die Mutter hatte schon frisches Baba gebacken und wartete mit dem Fruehstueck auf uns. Dazu gab es – was wohl – Buttertee mit Baba und Tsampa und als besonderen Leckerbissen den ubriggebliebenen gekochten Speck vom Hotpot vom Vortag.
Anschliessend sahen wir der Grossmutter beim Melken der Yak-Kuh zu, halfen beim Fuettern der Tiere (speziell der Schweine) und beim Roesten der Gerstenkoerner, die dann fein zermalen die Tsampa ergeben. Anschliessend spazierten wir im Dorf umher und beobachteten die Dorfgemeinschaft beim Ausbau der Strasse – die Regierung stellte Fachkraefte und das Material, die Dorfbewohner mussten mit ihrer Arbeitskraft ihren Beitrag leisten – eigendlich eine vernuenftige Arbeitsweise.
Schliesslich wurden wir nach einem Mittagessen bestehend aus Buttertee, Baba, Tsampa und Kartoffeln wieder vom Herbergsbesitzer abgeholt und fuhren anch vielen Segenswuenschen von seiten der Familie und mit einigem Baba als Wegzehrung wieder zurueck nach Shangri La.
In Shangri La kuemmerten wir uns hauptsaechlich um die Organisation unsres Tibetaufenthalts. Da wir moeglichst viel Zeit in Tibet verbringen wollten und einige nicht ganz konventionelle Ziele ins Auge gefasst hatten mussten wir uns ein eigenes Tourpaket zusammenstellen (reisen auf eigene Faust ist in Tibet ja nicht moeglich). Bei den Agenturen in Shangri LA waere uns das zu teuer gewesen. Schliesslich fanden wir eine Agentur in Kunming, der Hauptstadt Yunnans, mit der wir dann in schweisstreibenden Diskussionen per Telefon die Route und den Preis verhandelten und schliesslich fixierten. Anschliessend bestiegen wir den Nachtbus (eine super chinesische Einrichtung mit gemuetlichen, waagrechten Stockbetten, in 3 Reihen in einem Bus montiert), der uns dann in 8 Stunden nach Kunming brachte von wo aus wir am naechsten Tag nach Lhasa flogen.
Tolle Fotos - Tolle Erfahrung!!! :)))
Vor kurzen habe ich beim Hofer eine Drachenfrucht gekauft Musste an Dani denken :-*
Das Foto mit der Barilla Pasta ist toll… schau ob ihr etwas neues findet Es wäre toll für die Kollektion des Jungs! hihihi!
Wieder ein sehr interessanter Bericht! Als es heute mit dem neuen Bericht über Tibet nicht klappte, las ich zum Trost diesen einfach noch einmal! Drachenfrucht? Die hat es wohl nur bis Österreich geschafft, ich habe sie jedenfalls noch nie bei uns gesehen!
Liebe Grüße und bis bald!!!
Nachtrag: Das Wohnzimmer schaut eigentlich recht modern und gemütlich aus! Dass das Wasser die Oma vom Dorfbrunnen holen muss (alle Achtung vor ihr!), würde man nicht meinen! Wichtig: Tsampa schmeckt wunderbar! Ich esse es manchmal zum Frühstück. Also: Tsampa in eine kleine Schüssel, heißes Wasser langsam hineinrühren - es soll schon ein dicker Brei sein! Salz und ein Stückchen Butter dazugeben– und fertig ist das leckere Gericht! Hmmm!! Danke, ihr Lieben!
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